19 05 2014
Weltpremiere: Die erste Anleihe eines chinesischen Unternehmens in chinesischer Währung in der Eurozone startete am Donnerstag in Luxemburg.
Gefeiert wird das Listing eines neuen Wertpapiers an der Luxemburger Börse. So ein Listing ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. An der Börse werden 40.000 verschiedene Papiere aus über hundert Ländern gehandelt.
Dieses Mal war aber doch einiges anders. Das Papier trägt den klingenden Namen Schengen-Bond und ist die erste Anleihe eines chinesischen Unternehmens in der Eurozone, das in der Landeswährung RMB notiert ist. Die Laufzeit beträgt drei Jahre und verzinst wird das Papier zu 3,5 Prozent. Der Herausgeber ist die chinesische Bank of China. In der chinesischen Transkription bedeutet Schengen „schlage hier Wurzeln und entwickle dich hier“.
Die Wirtschaft des einst isolierten Chinas öffnet sich rasenden Schrittes. Für Börsenchef Robert Scharfe sind die chinesischen Unternehmen potenzielle Kunden. Papiere in RMB gab es vorher bereits in Luxemburg. 2011 hatte sich der Autobauer Volkswagen die Luxemburger Börse herausgesucht, um die erste Anleihe in RMB in Europa aufzulegen. Dass nun auch ein Unternehmen vom chinesischen Festland dies tut, wertet Börsenchef Scharfe als ein Signal aus Peking. „Wenn die Bank of China so etwas macht, dann ist das politisch gewollt“, sagt er. Er hofft, dass andere chinesische Unternehmen das Ereignis aufmerksam verfolgen und ein Nachahmungseffekt einsetzt. Die Anleihe soll nicht die letzte dieser Art bleiben. Weitere befinden sich bereits in der Pipeline, wie Scharfe dem Tageblatt verriet. Namen wollte er keine nennen.
Scharfe glaubt sogar, dass die Luxemburger Börse für die chinesischen Unternehmen interessanter sein kann als etwa Hongkong. Hongkong hat in China einen Sonderstatus und gilt für die Chinesen als Offshore-Handelsplatz – ist quasi Ausland, samt Grenzkontrollen.
Allerdings ist die Anleihe eines chinesischen Unternehmens in Hongkong nur eine von vielen. In Luxemburg ist sie etwas Besonderes, wie der Festakt zeigt. Die Luxemburger Börse liefert den Unternehmen Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die sie vielleicht brauchen, wenn sie sich im Ausland etablieren wollen.
In Luxemburg etablieren muss sich die Bank of China nicht mehr. Das Institut ist bereits seit 35 Jahren hierzulande vertreten. Die Luxemburger Niederlassung war die erste außerhalb Chinas. Dem Team der Bank um die General-Managerin Zhou Lihong sei es zu verdanken, dass die Anleihe in Luxemburg gelistet wurde, erzählt man sich.
Die Bank hatte in den 80ern bereits eine erste Anleihe in US-Dollar in Luxemburg aufgelegt. Nach einer Weile hatte das Interesse der Bank für die Luxemburger Börse allerdings nachgelassen. Die Präsenz der Bank in London hatte ihren Einfluss geltend gemacht. London und Luxemburg sind Konkurrenten im vielversprechenden Geschäft mit dem RMB. Entschieden ist noch nichts.
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