17 05 2016
Gesunder Steuerwettbewerb hält wach
Nun schlägt alle Welt auf Luxemburg und Jean-Claude Juncker ein. Das ist so unfair wie kurzsichtig. Gerade im steuerlichen Wettbewerb liegt die Chance zu mehr Wirtschaftlichkeit und mehr Reformfreude.
Wörter machen manchmal hässliche Karrieren. Begriffe wie "Herdprämie", "Döner-Mord", "Sozialtourismus" oder "Gutmenschen" schafften es gar zum Unwort des Jahres. Im Klub der Igitt-Phrasen wird auch "Steuerwettbewerb" nicht mehr lange fehlen. Zu perfekt passt dessen Verurteilung zum Zeitgeist – nach der Finanzkrise geprägt von einer posttraumatischen Geldentfremdung. In einer diffusen Gemengelage aus Marktskepsis, Staatsgläubigkeit, Sehnsucht nach Gerechtigkeit und tiefer Verunsicherung gerät jeder Wettbewerbsgedanke unter Verdacht.
Die öffentliche Vermessung des Bösen zeichnet denn auch ein apokalyptisches Bild. Wenn Nationen mit Steuervorteilen um die Ansiedlung von Firmen kämpfen, kann es nur Verlierer geben. Alle unterbieten alle. Immer schneller, immer heftiger. Es ist ein Rennen Richtung Abgrund – auf Kosten der Ärmsten, weil die Staaten ausbluten. Heerscharen biederer Buchhalter verkörpern die hässliche Fratze der Globalisierung. Sie arbeiten in den Zentralen von Großkonzernen wie Starbucks oder Amazon.
Sie suchen rund um die Uhr die Schlupflöcher. Sie gründen rund um den Globus Briefkastenfirmen. Sie geben sich über die Grenzen hinweg selbst Kredite oder verkaufen sich gegenseitig so lange Beratungsmandate, bis alle..
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